Plattenkritik

System Of A Down - Album Bundle [Box-Set]

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Info

Release Date: 10.06.2011
Datum Review: 26.05.2011

System Of A Down - Album Bundle [Box-Set]

 

 

Passend zur SYSTEM OF A DOWN Re-Union und dazugehörigen Liveauftritten 2011 gibt es jetzt alle 5 Studioalben („System Of A Down“, „Toxicity“, „Steal This Album“, „Mezmerize“, „Hypnotize“) in einer hochwertigen Box. Den Sinn oder Unsinn einer solchen Veröffentlichung mal außen vor gelassen sollen hier ein paar Worte zu den bisher veröffentlichten Alben dieser Ausnahmeband losgelassen werden:

Bereits mit ihrem selbstbetitelten Debüt entfachten die Kalifornier mit armenischem Hintergrund 1998 ein Crossover-Feuer, das in die damals fast reglos stagnierende Musikwelt einschlug wie eine Bombe. Das Quartett bestehend aus Serj Tankian (Lead-Sänger), Daron Malakian (Gitarrist), Shavo Odadjian (Bassist) und John Dolmayan (Drums) exerzierte eine wilde Mischung aus hypernervösem Metal, Punk, (Hard) Rock und Folklore, die jedoch immer in einen Song einfließt und sich tief unter die Haut gräbt. Dabei entfacht Serj Tankian’s Stimme einen schier unglaublichen Facettenreichtum sowie eine glasklare Dominanz, die bis heute einmalig und unverkennbar geblieben ist. Wobei jedoch die Leistung der Instrumentalisten nicht zurücksteckt, sondern als atemberaubend tight und verspielt gut kategorisiert werden muss. Weiterhin konnte dem Debüt der Wille angehört werden, etwas bewirken zu wollen, textlich schien den Aufbegehrenden sowieso keiner so schnell etwas vormachen zu können. Mit Wortwitz und klarer Ansage, die auch einfach nur lustig sein kann, zeigten sie, woher sie kamen und das sie nicht gewillt waren, Missstände unter der Oberfläche brodeln zu lassen. Endlich hatten auch die USA ihre musikalische Anarchie, für viele galten SYSTEM OF A DOWN als die Sex Pistols der neunziger Jahre.

Der eigentliche Oberkracher der Band sollte dann aber 2001 folgen und trug den Namen „Toxicity“. Wenn der Begriff „New“ Metal eine Daseinsberechtigung hatte (und SYSTEM OF A DOWN waren alles, aber kein New Metal!!!), dann ab diesem Werk, denn kein anderes Album schaffte bisher so gekonnt den Spagat zwischen Abgedrehtheit, purer Verrücktheit und Hingabe bis zur Leidenschaft. Derbe Rhythmuswechsel, abartige Breaks und eine rotzfreche Dynamik besorgten Achterbahnfahrten, die bis dato noch von keiner anderen Band auf Rillen gepresst werden konnten. Wenn dann noch auf hyterisches Gekreische intensive Planierraupen die Haare auf Halbmast stellen lassen, dann weiß der taumelnde Hörer nicht, ob er schreien oder weinen soll. Letztlich wurde im Jahre 2001 ein Meilenstein geboren!

„Steal This Album“ ist ein Jahr später überwiegend aus Nebenprodukten von „Toxicity“ entstanden, aber wurde beileibe nicht zusammengeschustert. Es kommt vielleicht nicht an die Intensität und spielerischer Freude der beiden genialen Vorgänger heran (vor allem auch nicht an die Megahit-Dichte), dennoch offenbart die Band hier ihre Tugenden, rasiermesserscharf und einschmeichelnd zugleich zu sein. Keine andere Band schafft es so spielend mit den Stilen zu spielen, mit den sog. „Outtakes“, die dieses Album entstehen ließen hätten sich andere Bands vor Freude umgebracht. Auch lyrisch ließen die vier Musiker hier nichts anbrennen, die Politik und das Weltgeschehen bekamen ohne verblümten Vorhang ihr Fett weg.

Der 2005 veröffentlichte Zweierpack „Mezmerize“ (kam im Mai) und „Hypnotize“ (folgte im November) ist dann sicherlich Geschmackssache. Zum einen, welches Album von beiden das bessere ist, zum anderen, ob beide Alben überhaupt noch an die Güte der Bandklassiker herankommen. Beide Alben sind zusammen aufgenommen worden und zeigen eine gereifte Band, die songdienlicher und rundherum abgeklärter vorgeht. Wieder einmal hat Produzent Rick Rubin hier seine Meisterhände im Spiel gehabt und fertigte einen voluminösen Sound, der Maßstäbe setzte. Auf beiden Alben zog das Kalkül ein, kalkulierbar zu sein, die Vorgängerscheiben von SYSTEM OF A DOWN waren gerade dadurch geprägt, völlig losgelöst von vorab erkennbarer Nachvollziehbarkeit zu sein. Dennoch manifestierten diese beiden Alben die Ausnahmestellung dieser begnadeten Band und wären auch heutzutage ein Bringer im lustlos gewordenen Mainstreammetal.

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Clement

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Ich fühle mich zu alt